Dienstag, 7. März 2023

#Nordstream: Nach Hersh die nächste Räuberpistole?

Gestern war Bundeskanzler Scholz in den USA, traf sich mit US-Präsident Biden.

Heute werden sowohl in amerikanischen, als auch deutschen Leitmedien "neue Erkenntnisse" zur Sabotage der Nordstream-Pipelines veröffentlicht. Ein von mehreren Medien gestütztes Recherche-Netzwerk habe Spuren bis in die Ukraine gefunden. Ein sechsköpfiges "Kommando" habe bereits 3 Wochen vor den Anschlägen ein Boot im Rostocker Hafen gemietet, von dem aus die Aktion vollzogen worden sein soll. Ermittler hätten auf dem vor der Rückgabe nicht gereinigten Boot Rückstände von "Sprengstoff" - nicht näher klassifiziert - entdeckt.

Das scheint zum jetzigen Zeitpunkt natürlich VIEL glaubwürdiger als die durch Hersh stringent aufgebaute, nachvollziehbare These einer Sprengung durch amerikanische Spezialkräfte, unterstützt von Schweden.🤡

Warum soll nach dem USA-Besuch von beiden Seiten des Atlantiks scheinbar dringend ein neues Narrativ zum Tathergang vermittelt werden? Was heißt das für die Ukraine? Will vor allem Westeuropa seine Unterstützung der Ukraine langsam aber sicher reduzieren? Jetzt, wo deutsche Politiker im Wochentakt zum Kriegstourismus per Zug in die Ukraine reisen, sich "tief betroffen" vor irgendwelchen Trümmern ablichten lassen? Jetzt, nachdem Selenski in den letzten Wochen gefühlt in allen westlichen Parlamenten per live-Schalte sprechen durfte, dazu bei allerlei sonstigen Großveranstaltungen in Sport und Kultur? Scheint schwer vorstellbar, aber was wenn doch?

Freilich wollen sich die Amerikaner von der Liste der Verdächtigen gestrichen wissen - wird das so einfach gehen? Man läd den ohnehin mit Russland im heißen Krieg stehenden Ukrainern auch noch die Nordstream-Sprengungen auf? Die EU ist plötzlich zurückhaltend, schließt einen baldigen Rücktritt der Ukraine aus, europäische Unterstützung für den Krieg bröckelt? Nur noch ein paar Panzer, aber dann ist Schluss? Pfeift die ukrainische Armee personell aus dem letzten Loch, nachdem Meldungen über wilde Rekrutierungsaktionen auf offener Straße und Ausreiseverbot für wehrfähige Männer bekannt sind?

Reicht es den transatlantischen Hasardeuren vorerst, genug Abnutzungskrieg auf dem Rücken der Ukraine gespielt? Versucht man hier auf den letzten Metern noch zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, in dem man die Verantwortung für Nordstream abschiebt? Gibt es tatsächlich eine neue Marschrichtung?

Auffällig schien mir der Wortlaut von Scholz: Bedingungen für Verhandlungen mit Putin sei "he must withdraw troops" - und damit nicht "he must withdraw all troops". Ein feiner, aber im Zweifelsfall bedeutender Unterschied. Ist das die Hintertür, die sich Scholz in Washington ausgehandelt hat - im Gegenzug dafür, den Amerikanern die Schuld an Nordstream - zumindest öffentlich - auf ein dubioses "Kommando" aus der Ukraine abwälzen zu lassen?

Die nächsten Wochen werden es zeigen. Aktuell wirkt die neue Geschichte zu Nordstream doch sehr konstruiert. Hersh soll darauf angesprochen nur gelacht haben und hat angekündigt, weitere Details zu veröffentlichen. Man darf also gespannt sein. Sofern es eine neue Marschrichtung bezüglich der Ukraine geben sollte ist auch interessant, ob sich überhaupt alle westeuropäischen Staaten anschließen - oder zB Polen Betrebungen zeigt, den Konflikt auf grenznahes Territorium zu verlagern. Seit Monaten werden scheinbar ohne Pause Panzer und sonstige Militärgüter in großer Menge gen Osten geliefert, ich halte deshalb ein weitere Eskalation des Konfliktes über die Ukraine hinaus für nicht vollends ausgeschlossen.